Etwas spät kommt nun endlich der Bericht vom Saisonauftakt. Aber so ist das eben, wenn man kein Vollprofi ist und viele Baustellen hat. Hauptsächlich dreht es sich dabei um den Anbau an unsere heimische Werkstatt. Der frisst schon ordentlich Zeit von meiner Frau Melanie, meiner Familie und mir. Dennoch waren einige Trainingstage geplant im Frühjahr, um warm zu werden mit der Uschi (alias Yamaha R1), um die Pirelli Reifen kennenzulernen, um ein Basissetup zu erarbeiten, um den langen Winter abzuschütteln – Kurzum – bereit zu sein für den Pro Superstock Cup.
Was soll ich euch sagen? Ihr habt das Wetter vielleicht genauso verflucht wie ich. Es wurde nicht warm. So sind alle Testtage gewissermaßen der Kälte zum Opfer gefallen. Bei einstelligen Temperaturen und immer wieder feucht von oben lässt sich einfach nicht angasen.
Die Sturzgefahr auf Grund auskühlender Reifen viel zu hoch. Bedeutet, dass man auch gleich daheimbleiben könnte. Mehr als ein Technikcheck und ein bisschen Gymnastik auf dem Motorrad kommt dabei nicht rum.
Meine letzte Hoffnung war schlussendlich ein 2-Tages-Training von Speer Racing am Nürburgring auf dem GP-Kurs. Es kam leider, wie es kommen musste. Das Wetter wäre gut gewesen, aber das Haus durfte ich nicht verlassen. Als Kontaktperson 1 und damit potenzielle Corona-Gefahr wurde kurzerhand vom Staate entschieden, dass ich das Zuhause nicht verlassen dürfte. Somit wieder keine Trainingseinheit für den kleinen Billy.
Was stand damit als Saisonvorbereitung zu buche? 3,5 Tage bei scheißkaltem Pisswetter auf der Uschi. Meine Stimmung zu dem Zeitpunkt? Dezent gefrustet.
Was also vornehmen für das erste Rennen? Das kann ich euch kurz und knapp formulieren: Geduldig sein, so viel wie möglich fahren in den Trainings und versuchen Spaß zu haben.
Donnerstags um die Mittagszeit angekommen im Fahrerlager der Motorsport Arena ging es zunächst an die Platzsuche, dann Zelt aufbauen und Material ausladen.
Anschließend zur Papierabnahme, danach die technische Kontrolle für „Uschi“ und zum Schluss Fahrerbesprechung. So weit so gut.
Freitags zum ersten Training den neuen Maßlederkombi mit Airbag von IXS übergestreift und raus aus der Boxengasse. Ungünstiger weise bin ich nicht weit gekommen in Runde 4 musste ich nach einem Verbremser ins Kiesbett und kam darin zu Sturz. Gute Nachricht: Airbag funktioniert. Schlechte Nachricht: wieder nicht viele Runden gedreht und der Lederkombi sitzt im Nacken/Schulterbereich viel zu eng. Im zweiten freien Training wurden es ein paar mehr Runden. Allerdings konnte ich mich in dem neuen Leder nicht frei bewegen und saß total verkrampft auf meiner Maschine. Kurzfristige Änderungen brachten keine Wirkliche Verbesserung. Der Kombi wird also nochmal überarbeitet und ich nahm für die restlichen Durchgänge meinen alten Lederkombi. Und siehe da, endlich konnte ich vernünftig turnen und es fühlte sich alles viel einfacher an. Die Rundenzeiten wurden stetig besser. Dennoch war ich noch nicht auf dem Level von letztem Jahr. Im zweiten Qualifying am Samstag setzte ich einen neuen, hinteren SC0-Reifen (weiche Mischung) ein und wollte mich damit ein wenig steigern für die Startaufstellung. Dies gelang mir nur bedingt. Da ich in den letzten Runden etwas Verkehr hatte und die Strecke im ersten Qualifying eigentlich die besseren Voraussetzungen für schnelle Runden bot. Nun denn – 19.Platz.
Nicht ganz was ich mur für die Zukunft wünsche, aber ich wollte ja geduldig sein. Der SC0-Reifen sah nach dem Qualifying ordentlich aus. So entschied ich mich dazu damit ebenfalls das erste Rennen zu bestreiten. Dies stellte sich im Nachhinein als großer Fehler heraus. Zum Rennen hin wurde es immer kälter und nach 2 Runden hatte ich mit dem hinteren Reifen kaum noch Vortrieb. Zusätzlich sind meine Starts mit der Yamaha bis jetzt – nett formuliert: miserabel. Am Start Positionen eingebüßt, wieder welche gewonnen und dann mit kaum Traktion am Heck, habe ich versucht das Rennen bestmöglich abzuschließen. Gute Nachricht: Ich fühle mich immer wohler auf der Uschi und glaube, dass ich mit dem richtigen Reifen deutlich weiter vorne ins Ziel gekommen wäre.
Am Sonntag war das Wetter sehr wechselhaft. Die Strecke war kurz nass, wieder trocken und wieder nass und so weiter. Zu unserem 2. Rennen sah es zunächst nach Mischbedingungen aus. Ich entschied mich für Regenreifen und hoffte das Beste. In der Runde rein in die Startaufstellung sah ich, dass es doch einige sehr trockenen Passagen auf dem Kurs hatte. Auf Grund einsetzenden Regens wurde der Start abgebrochen und am Ende standen bei Startversuch 2 alle Teilnehmer mit Regenreifen bereit. Ich rechnete mir ganz gute Chancen zu dem Zeitpunkt aus, da ich meist gut klar komme mit nasser Fahrbahn und nicht lange brauche, um einen gewissen Grundspeed zu erreichen. Mein Start – ihr könnt es euch denken – bescheiden. 3 bis 4 Positionen musste ich vom Strich weg hergeben. Auf der Bremse in Kurve 1 konnte ich allerdings schon einiges wieder gut machen und versuchte einfach von Anfang an Druck zu machen und so viele Kontrahenten wie möglich zu überholen. Nach Runde 1 auf Platz 12, Nach Runde 2 auf Platz 8 und nach Runde 3 auf Platz 6, hinter David Datzer, dem Road Racer. Als ich Ihn endlich überholen konnte und die Möglichkeit sah noch einen weiteren Teilnehmer zu schnappen wurde mit der Roten Flagge abgebrochen. Abschließend wurde ich auf Rang 6 gewertet. Somit kam aus dem ersten Rennwochenende die 11. Meisterschaftsposition heraus und damit deutlich mehr als erwartet.
Am kommenden Wochenende wartet nun schon das nächste Kräftemessen im tschechischen Most auf uns. Gut Informierte können sich vielleicht erinnern. Auf der Strecke musste ich im letzten Jahr leider meine Saison auf Grund mehrerer Knochenbrüche beenden.
Dieses Jahr soll das besser laufen. Ich werde berichten.
Billy